Trotz vieler Vergleiche unterscheiden sich die Interpretationen von The Hurt Locker und American Sniper maßgeblich ? und das ist nirgendwo deutlicher als in der Traumakonzeption. Während Chris Kyle als Repräsentationsfigur für PTSD und die Art galt, wie man mit Trauma umgehen und es sogar überwinden (!) kann, wird sein Konterpart in The Hurt Locker als Adrenalinjunkie rezipiert. Wird das Trauma mal akzeptiert, wird dieses auf eine Handvoll Szenen reduziert, indessen die traumatische Disposition ignoriert oder als Adrenalinsucht interpretiert, um ein Narrativ kühler Männlichkeit zu konstruieren. Demgegenüber verbindet Clint Eastwood Kyles PTSD mit positiven Attributen und konstruiert das Narrativ als Rachegeschichte, um legitime Formen von Trauma und geschlechtlich gemäßer Reaktion zu eröffnen. In einer kulturhistorischen Analyse beider Filme werden Konzepte legitimer und illegitimer Traumata (USA), ihre narrativen Strukturen und Verbindungen zu hegemonialen Männlichkeiten betrachtet.