Bei dem Vortrag auf dem Soziologie-Kolloquium "Soziologisch betrachtet" nahmen Fischer und Pimmer den Bericht der Gulbenkian Kommission 1996 als Ausgangspunkt. Dieser formuliert, ausgehend von einer wissenschaftshistorischen Abhandlung zur Entstehung der Sozialwissenschaften, Forderungen und Vorschläge für eine "Öffnung der Sozialwissenschaften". Daran anschließend präsentierten die Vortragenden Inhalte und zentrale Aspekte einer "Globalen Soziologie", wie sie im Rahmen der ISA (International Sociological Association) etwa von Burawoy und Connell entwickelt wurden und werden. Im Hauptteil des Vortrags skizzierten Fischer und Pimmer Ansatzpunkte für eine dekoloniale globale Soziologie. Verschiedene kritische Ansätze, die seit den späten 1960er Jahren im Feld der Entwicklungssoziologie vorgebracht werden, dienen dabei, so die Vortragenden, als wichtige Ansatzpunkte. Dazu zählen Dependenz und Weltsystemansatz, der Bielefelder Verflechtungsansatz und transnationale Feminismen sowie postkoloniale Ansätze. Als konkrete "Praxisfelder" einer dekolonialen globalen Soziologie wurde der Ansatz einer "Kolonialität der Macht" von Aníbal Quijano und globale Ungleichheitsforschung in relationaler und dekolonialer Perspektive vorgestellt.