Legitimation und Kritik neuer Steuerung. Eine institutionalistische Erweiterung der Educational Governance Perspektive
Sprache des Vortragstitels:
Deutsch
Original Tagungtitel:
Institutioneller Wandel im Bildungsbereich -Reform ohne Kritik? Herbsttagung der KBBB 2014
Sprache des Tagungstitel:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Der Educational Governance-Forschungsansatz zielt auf Fragen der Regulierung und Leistungserbringung im Bildungswesen. Sein besonderes Interesse gilt den Mechanismen der Handlungskoordination. Die Entwicklungen im Zuge von NPM-Reformen, die zur Etablierung neuer Steuerungsinstrumente geführt haben, wurden etwa unter der Perspektive der Pluralisierung von Koordinationsmechanismen und der Hybridisierung des traditionellen, Governance-Regimes im Schulwesen betrachtet (vgl. Altrichter et al. 2007; Altrichter/Maag Merki 2010). Die Erkenntnis jedoch, das Handlungskoordination nicht mehr vorrangig durch staatlich-bürokratische Input-Steuerung im Verband mit der autonomen Selbststeuerung der LehrerInnenprofession erfolgt, sondern daneben insbesondere Konkurrenzdruck und schulinterne Hierarchie-Strukturen an Bedeutung gewinnen, hilft noch nicht erklären, warum auf der Ebene handelnder Individuen in konkreten Situationen marktförmige oder outputgesteuerte Koordinationsformen gewählt werden.
Der vorliegende Vortragsvorschlag fokussiert diese Mikroebene des Handelns und Entscheidens und möchte zeigen, wie die Educational Governance-Forschung von einer Perspektivenerweiterung auf Aspekte der institutionellen Verankerung und Legitimation von Handeln und Denken profitieren kann. Dabei steht die pragmatische Theorie der Konventionen im Zentrum (vgl. Boltanski/Thévenot 2007). Diese wurde bislang noch kaum auf das Bildungswesen an-gewendet. Sie nimmt das institutionelle Umfeld von AkteurInnen zum Ausgangspunkt und geht davon aus, dass dieses bestimmte kulturelle, normative oder kognitive ?Spielregeln? vorgibt und Handeln so einerseits strukturiert. Vor allem aber fungiert es auch als eine Art Grammatik, mittels der AkteurInnen die soziale Welt interpretieren und mit Sinn ausstatten.