Sozialpolitische Reformen in der postneoliberalen Phase: Transformation oder Reproduktion sozialer Ungleichheiten in Lateinamerika?
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Lateinamerika war über lange Zeit gekennzeichnet durch ein hohes Maß an sozialer Ungleichheit. Insbesondere seit den 1980er Jahren, in der sogenannten ?verlorenen Dekade?, gingen die durchschnittlichen Einkommen in den meisten Ländern empfindlich zurück, die Einkommens- und Vermögensdisparitäten wuchsen stark an Seit der Jahrtausendwende zeigen verschiedene Untersuchungen eine im weltweiten Vergleich einzigartige Trendwende an: In fast allen Ländern Lateinamerikas ging die innergesellschaftliche Ungleichheit zurück.
Diese Entwicklung fiel zeitlich mit sozialer Mobilisierung und den Wahlerfolgen linker Parteien zusammen. Die Veränderungen in der Ungleichheitsstruktur beschränken sich allerdings nicht ausschließlich auf Länder mit progressiven Regierungen oder auf Länder mit etablierten Wohlfahrtsregimen. In der gesamten Region erhielt die Sozialpolitik nach den krisengeschütttelten Jahrzehnten, in denen Strukturanpassung den öffentlichen Diskurs bestimmte, wieder einen zentralen Platz auf der politischen Agenda. Einige Wissenschaftler/innen sprechen daher bereits von einer zweiten Inkorporationsphase, die ? ähnlich wie im Kontext der importsubstituierenden Industrialisierung ? zu einer Transformation gesellschaftlicher Ungleichheitsstrukturen beitragen könnte.
Der Arbeitskreis versammelt Analysen und Fallstudien zu aktuellen Ungleichheitsdynamiken und diskutiert Erklärungsansätze. Länderbeispiele fokussieren unter anderem auf so zentrale Bereiche wie Maßnahmen in der Sozial- und Arbeitspolitik, in der Ausgaben- und Verteilungspolitik sowie auf die Rolle der Bildung und des Staates bzw. der Verfassung.