Verkörperte Sozialität im Ausnahmezustand: Körper- und emotionssoziologische Perspektiven auf Vollzug, Darstellung und Bewältigung von "Nähe auf Distanz"
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Die Corona-Pandemie und vor allem die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung ("social distancing") irritieren gesellschaftlich tiefsitzende Vorstellungen und Erwartungen zum Zusammenhang von sozialer und körperlicher Nähe. Auch ein soziologisches Grundverständnis von Sozialität, welches soziale Ordnung wesentlich auch als eine Ordnung der Körper zueinander im öffentlichen Raum begreift, ist daher durch die Umstände der Pandemie herausgefordert.
Gesellschaften kamen zwarn schon vor der Corona-Pandemie und der Einführung sog. Abstandsregeln nicht ohne implizite soziale Regeln des Abstandhaltens und des Managements von "personal space" (Hall) aus. Das Verhältnis von körperlich-räumlicher und sozialer Nähe ist schon immer Gegenstand aktiver Aushandlungsprozesse. Durch die Maßnahmen im Zuge der Bekämpfung der Pandemie werden aber zum einen diese ansonsten stillschweigend vollzogenen Aushandlungsprozesse sowie die "unsichtbare" Arbeit besonders sichtbar, die nötig ist, um aus körperlich-räumlicher Nähe
soziale Nähe zu machen. Zum anderen entsteht durch das verordnete physische Abstandhalten bzw.
die gänzliche Vermeidung von physischen Interaktionen ein Handlungsproblem von besonderer
Dringlichkeit und körper- und emotionssoziologischem Interesse: Wie lässt sich soziale Nähe herstellen, darstellen und managen, wenn man sich physisch nicht nahekommen kann bzw. darf? Sektionsveranstaltung der Sektionen Soziologie des Körpers und des Sports (DGS)/Sektion Körper- und Emotionssoziologie (ÖGS) im Rahmen des gemeinsamen Online-Soziologiekongresses der DGS/ÖGS im August 2021.