Eva Tamara Asboth, Michaela Griesbeck,
"Junge Lebensgeschichten aus Post-Jugoslawien: Reflexion über die Rolle der Forschenden im lebensgeschichtlichen Interview"
, in Sozialwissenschaftliche Rundschau, Vol. 64, Nummer 1, Seite(n) 77-94, 2024
Original Titel:
Junge Lebensgeschichten aus Post-Jugoslawien: Reflexion über die Rolle der Forschenden im lebensgeschichtlichen Interview
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Die post-jugoslawische Generation ist heute in ihren 20er- und 30er-Jahren. Sie hat die jugoslawischen Sezessionskriege der 1990er-Jahre nur teilweise miterlebt. Viele erzählen, dass sie, falls bereits geboren, ihre Kindheit nicht als belastend empfunden haben. Gegenwärtig muss diese Generation mit dem Erbe der jüngeren Geschichte umgehen, denn die Konflikte halten an und die politischen Systeme sind fragil. Wir diskutieren im Artikel, wie Angehörige der post-jugoslawischen Generation über ihr Leben sprechen und welche Rolle wir als Wissenschaftlerinnen dabei einnehmen, wenn wir sie um ein lebensgeschichtliches Interview bitten. Wir reflektieren wichtige methodologische Fragen, die uns im Forschungsprozess begleitet haben: Welche Rolle haben wir als Samm-
lerinnen von Lebensgeschichten, als Fragende, als Forscherinnen von außen? Welche Folgen hat unsere Anwesenheit als Forscherinnen gehabt und welchen Einfluss auf die Produktion der Lebensgeschichten können wir erkennen? Der Reflexionsprozess ergab, dass wir einen erheblichen Anteil daran hatten, was die jungen Menschen aus ihrer Kindheit erinnern und erzählen. Und dass sie beim Erzählen Frei- und Schutzräume für sich selbst, aber auch für uns aufgebaut haben.
Sprache der Kurzfassung:
Deutsch
Englische Kurzfassung:
The members of the post-Yugoslav generation are now in their 20s and 30s, hence they only partially experienced the Yugoslav wars of secession in the 1990s. Those who had already experienced the wars told us that they have not many bad childhood memories. Nevertheless, this generation must deal with the legacy of recent history today, as some conflicts never disappeared, and the political systems are fragile. In this article, we discuss our role as researchers during the life story interviews with members of the post-Yugoslav generation, how they framed topics like growing up and
childhood memories for us. We reflect on methodological questions that accompanied us in the research process: What is our role as collectors of life stories, as questioners, as researchers from the outside? What consequences did our presence as researchers have and what influence can we recognize on the production of the life stories? The process of reflection revealed that we played a significant role in what the young people remembered and talked about their childhood. It also revealed that in telling their stories, they have created safe spaces and protective mechanisms for themselves, but also for us.