Matthias Forstner,
"Biophänomenosoziales Modell von Behinderung"
, in Zeitschrift für Disability Studies, Nummer 1, innsbruck university press, Seite(n) 1-16, 2022, ISSN: 2791-4313
Original Titel:
Biophänomenosoziales Modell von Behinderung
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Soziale und kulturelle Modelle von Behinderung verorten diese im Gegensatz zu biomedizinischen Modellen nicht in abweichenden und beeinträchtigten Körpern, sondern in einer soziokulturellen Umwelt, die Menschen mit bestimmten Körpern benachteilige und unterdrücke. Durch diesen Fokus auf gesellschaftliche Strukturen und Prozesse wird die Dimension der individuellen, leiblichen Erfahrung jedoch ausgeblendet. Sie erscheint aber genauso wie die biomedizinische und die soziale Dimension als ein irreduzibler Aspekt von Behinderung. In diesem Beitrag wird ein biophänomenosoziales Modell vorgestellt, um Behinderung umfassender und unter Anerkennung einer biomedizinischen, einer subjektiv leiblich phänomenologischen und einer sozialen Dimension zu konzeptualisieren. Dabei erfolgt eine Orientierung an der gesundheitssoziologischen Unterscheidung zwischen disease, illness und sickness (Hofmann, 2016). Dieses umfassende Modell kann als Framework dienen, um unterschiedliche andere Ansätze zu Behinderung aus diversen Disziplinen zu kombinieren und zu vergleichen. Es ist auch umfassend operationalisierbar und kann somit als konzeptioneller Anker für diverse Messinstrumente dienen, so dass verschiedenste Daten erhoben werden können. Neben einer Erörterung der drei Dimensionen von Behinderung wird in diesem Beitrag argumentiert, dass die in diesem Modell erfolgten Konzeptionen das Streben von Menschen mit Behinderungen nach Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Inklusion unterstützen.
Schlüsselwörter: Behinderung,
Sprache der Kurzfassung:
Deutsch
Englischer Titel:
Biophenomenosocial Model of Disability
Englische Kurzfassung:
Contrary to biomedical models of disability that locate disability in the deviating and impaired body, cultural and social models see it in a sociocultural environment that disadvantages and suppresses human beings with certain bodies. With this focus on societal structures and processes, however, these models neglect the dimension of individual bodily experience which seems just like the biomedical and the social dimension an irreducible aspect of disability. This paper introduces a biophenomenosociological model to conceptualize disability more comprehensively and with acknowledging its biomedical, its subjective phenomenological bodily as well as its social dimension. Thereby, the model is guided by the well established health sociological distinction between disease, illness and sickness (Hofmann, 2016). The comprehensive model can serve as a framework to compare and combine different approaches to disability from diverse disciplines. Since it can also be operationalized in manifold ways, which means it can serve as the conceptual anchor for diverse measuring instruments, and it enables the collection of varied pieces of data. While elucidating the three stated dimensions of disability, this contribution argues that the conceptualization of this model fosters and promotes the strive for equality, self-determination and inclusion of people with disabilities.