Thomas Spielbüchler,
"Mauretaniens als Spielball im Entkolonialisierungsprozess. Kalter Krieg und Afrikanische Integration"
, in www.begutachtet.at, Seite(n) 1-36, 7-2018
Original Titel:
Mauretaniens als Spielball im Entkolonialisierungsprozess. Kalter Krieg und Afrikanische Integration
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Mauretanien wurde nach seiner Unabhängigkeit 1960 zum Spielball verschiedener Interessen. Der junge Staat fand sich ohne aktives Zutun plötzlich in der Rolle als Zankapfel in zwei Konflikten: dem Kalten Krieg und der afrikanischen Integrationsdebatte. Mauretaniens Ansuchen um UN-Mitgliedschaft wurde von Chruschtschow, der für die UdSSR gerade eine neue Süd-Politik definierte, geschickt genutzt. Einerseits gelang es ihm mit der Unterstützung der marokkanischen Ansprüche, pro-sowjetische Tendenzen im arabischen Raum zu festigen. Gleichzeitig schaffte er es dank seines antikolonialen Vorstoßes aber, das sowjetische Ansehen in Afrika durch die Moskauer Position in der Mauretanien-Frage nicht zu schwächen. Chruschtschow pokerte hoch, nahm Mauretanien als Kollateralschaden in Kauf ? und gewann das diplomatische Ringen gegen Washington. Parallel zu diesen Ereignissen auf UN-Ebene entwickelte sich in Afrika eine Debatte um Grad und Geschwindigkeit einer Integration der unabhängigen Staaten. Dabei rissen Gräben entlang diverser Bruchlinien auf, u. a. auch die Mauretanienfrage, die immer mehr ins Zentrum des Konfliktes rückte. Der Wüstenstaat fand sich 1960 plötzlich also im Spannungsfeld von globaler als auch regionaler Politik wieder, ohne aktiv daran gearbeitet zu haben.