Johann Bacher,
"Forschungslage zu Bildungsungleichheiten in Österreich"
, in Barbara Herzog-Punzenberger: Bildungsbe/nach/teiligungen in Österreich und im internationalen Vergleich, Vol. KMI Working Paper Series, Nummer 10, ÖAW, Prinz-Eugen-Str. 8, A-1040 Wien, Seite(n) 7-26, 2006
Original Titel:
Forschungslage zu Bildungsungleichheiten in Österreich
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Buchtitel:
Bildungsbe/nach/teiligungen in Österreich und im internationalen Vergleich
Original Kurzfassung:
Seit der Jahrtausendwende, insbesondere aber seit PISA-II lässt sich für Österreich erfreulicherweise
eine Renaissance der Forschung zum Thema der Bildungsungleichheiten feststellen. Die Gründe
hierfür sind wissenschaftsinterner und wissenschaftsexterner Natur. Die Re-Thematisierung der
Bildungsungleichheiten hat dazu geführt, dass die soziale und regionale Selektivität des
österreichischen Schul- und Bildungssystems bereits gut dokumentiert ist. Bezüglich des
Migrationshintergrunds ist der Informationsstand dürftiger. Es ist aber zu erwarten, dass diese Lücke
bald geschlossen sein wird. Dies gilt auch für Ungleichheiten in Abhängigkeit von
familienstrukturellen Variablen. Auch hier sind Forschungsberichte in Vorbereitung. Dokumentiert,
aber wenig thematisiert ist die „Umkehrung“ der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten.
Defizite bestehen vor allem in zwei Bereichen: hinsichtlich der Ursachendiagnose und hinsichtlich der
Mitwirkung bei der Gestaltung von Maßnahmen. Bezüglich der Ursachendiagnose sind drei Zugänge
denkbar: international vergleichende Studien, Hinzunahme intervenierender Variablen und qualitative
Fallstudien.
Lücken in der Forschung bestehen auch noch in einer kritischen Analyse der aktuellen
Bildungspolitik. Hinzu kommt ein weiteres gravierendes Defizit, nämlich die Mitwirkung bei der
Entwicklung von Maßnahmen. Die soziologische Forschung konzentriert sich zu sehr auf Deskription
und Kausalanalysen.
Ein Defizit, das noch vor einiger Zeit zu beklagen wäre, besteht heute nicht mehr, nämlich die
öffentliche Stellungnahme von SoziologInnen zur Bildungs-/Schulpolitik. Allgemein wünschenswert
wäre eine stärkere Vernetzung der Forschung sowie ein umfassender freier Datenzugang.