Cristina Besio, Ulrich Meyer,
"Gesellschaftliche Wirkung organisationaler Re-Kombinationen. Die Neuausrichtung von Gewerkschaften und Genossenschaften jenseits der Mitgliedervertretung"
, in Prof. Dr. Tobias Wolbring et al., in Soziale Welt, Vol. 73, Nummer 3, Nomos, Seite(n) 546-577, 10-2022, ISSN: 0038-6073
Original Titel:
Gesellschaftliche Wirkung organisationaler Re-Kombinationen. Die Neuausrichtung von Gewerkschaften und Genossenschaften jenseits der Mitgliedervertretung
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Die organisationssoziologische Forschung zeigt, dass Organisationen zentrale Orte des Umgangs mit heterogenen Rationalitäten sind. So berücksichtigen heute etwa Unternehmen neben ökonomischen regelmäßig auch politische oder moralische Anforderungen. Wir zeigen, dass solche Prozesse weit über dieOrganisationsgrenzen hinaus wirken und an Relevanz gewinnen. Im Sinne der Hyperorganisation beobachten wir, dass Organisationen in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen vermehrt zur Gestaltung sozialer Ordnung beitragen. Unsere These ist, dass angesichts der Komplexität und des schnellen Wandels modernerGesellschaft dabei solche Organisationen hohe Wirkung entfalten, die besondersfähig sind, heterogene Anforderungen produktiv zu rekombinieren und diese nachaußen überzeugend zu vermitteln. Wir demonstrieren unsere These an zwei Fällen:die Wirkung, die Energiegenossenschaften durch ihre Re-kombination von ökonomischen und ökologischen Anliegen auf die Energiewende ausüben und die Rolle von Gewerkschaften in der gegenwärtigen Debatte um eine Industrie 4.0 bzw. Arbeit 4.0. Beide untersuchten Organisationsformen sind älteren Datums und können traditionell durch Einbezug verschiedener Mitgliedergruppen heterogene Anliegen systematisch knüpfen. Grundlegend erneuert treten sie heute in umkämpftenTransformationsprozessen als Akteure auf, die jenseits der Interessen ihrer Mitglieder für das Gemeinwohl eintreten. Dies verleiht ihnen hohe Legitimität und Deutungsmacht. Anhand dieser Fälle verdeutlichen wir, dass die Fähigkeit von Organisationen, heterogene und scheinbar unvereinbare Rationalitäten zu vermitteln, heute ein zentrales Element der Organisationsgesellschaft ist.